Historische Fotos und Dokumente gesucht: Schätze bleiben jetzt endlich im Ort
Archivarin | |
Franziska Toth | |
Telefon: | 03 32 32/3 38 14 |
E-Mail: | archiv@gemeindebrieselang.de |
Geschichte im Keller
Stand: August 2020
Gerade gefunden – schon wieder verschwunden! So ging es Brieselang über Jahrzehnte mit den Schätzen der Ortsgeschichte.
„Funde mussten nach dem Gesetz ins Kreisarchiv in Friesack abgegeben werden“, erklärt Franziska Toth. Doch das wollten sich die Gemeindevertreter nicht länger gefallen lassen. Sie erließen deshalb eine eigene Archivsatzung, die Mitte 2019 in Kraft getreten ist. Seitdem sammelt die 37-jährige studierte Archivarin akribisch alles an Dokumenten, was Licht in die allerdings erst knapp hundertjährige Ortsgeschichte bringen könnte.
Architektur-Erfahrung
Dabei kommt ihr eine trotz jungen Jahren lange Erfahrung zugute: „Ich hatte vorher in
einem Architekturbüro gearbeitet. Dort ging es häufig
darum, die Bauhistorie von Gebäuden zu erkunden. Dazu war viel Archivarbeit nötig. Dies hat mich so fasziniert, dass ich mich entschloss, dieses Fach an der FH Potsdam zu studieren“, gibt sie Einblick.
Nun pendelt die verheiratete Mutter eines dreijährigen Kindes zwischen ihrem Wohnsitz in der Landeshauptstadt und Brieselang, wo sie im Nebengebäude der Verwaltung ihren Arbeitsplatz hat.
Fotos dringend gesucht!
Mit zum „Reich“ von Franziska Toth gehören ausgedehnte Kellerräume. Dort sind die Schätze in Ordnern und Kisten fein säuberlich gelagert. „Nun geht es um die digitale Erfassung“, nennt sie eine wichtige Aufgabe.
„Es wäre schön, wenn uns Bürger, was sie an alten Dokumenten und Fotos haben, zur Verfügung stellen würden“, hat sie eine große Bitte an die Brieselanger. „Insbesondere Bilder fehlen uns“, benennt sie eine schmerzhafte Lücke.
Archivperlen im Internet
Was Franziska Toth an Interessantem findet, veröffentlicht sie unter „Archivperlen“ auf der Internetseite der Gemeinde. So hat sie herausgefunden, dass die vielfach beklagten schwierigen Platzverhältnisse in der Verwaltung viele Bürgermeister beschäftigten.
„In den 1940-er Jahren war die Enge so bedrückend, dass man über ein Behelfsrathaus aus Baracken nachdachte. Damals mussten Mitarbeiter jedes Mal ihre Zimmer räumen, wenn der Bürgermeister Trauungen vornehmen wollte. Das Standesamt hatte dafür keinen
eigenen Raum. Das Bürgermeister-Büro war mit neun Quadratmetern dafür zu klein.“
Pleite bei Bahnhofseinweihung
Momentan bereitet sie sich und die Brieselanger auf ein markantes Jubiläum vor: „2020 ist der Bahnhof 100 Jahre alt. Dazu würde ich gerne eine Ausstellung zusammenstellen. Hier bitten wir Bürger, uns mit Fotos zu unterstützen. Weiteres Problem ist, dass noch unklar ist, in welchen Räumen dies stattfinden könnte. Notfalls virtuell übers Internet?“, sinniert Franziska Toth. Jedenfalls soll das nicht so schiefgehen, wie die Bahnhofseröffnung selbst: „Laut
einem Zeitungsbericht standen hier Bürgermeister und Honoratioren bereit, um den ersten Zug zu begrüßen. Doch dieser rauschte einfach vorbei, ohne anzuhalten. Man hatte vergessen, den Lokführer über den neuen Haltepunkt zu informieren.“
100 Jahre Schule
Den nächsten Schwerpunkt möchte Franziska Toth einem ebenfalls aktuellen Thema widmen. 2023 soll eine Ausstellung die ständigen baulichen Veränderungen der heutigen Oberschule beleuchten, die ja Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe wurde.
In diesem Jahr kann die Schule ebenfalls das runde 100. Jubiläum feiern.
Dass das Archivwesen in Brieselang ebenso verzettelt ist wie die Verwaltung stört Franziska Toth übrigens nicht: „Mit den beiden Ortschronisten Dr. Detlef Heuts und Bernd Lasch besteht eine enge Zusammenarbeit. Es ist sehr hilfreich, dass diese gerade parallel
ihren Bestand digital erfassen“, führt sie vor Augen, dass es in der Bearbeitung der
Historie weit mehr Harmonie gibt als es manchmal im Ort selbst der Fall war!